Warum die Lage von trans* Studierenden an der Uni verbessert werden muss
Aktuelle Situation:
Diskriminierungsverhältnisse finden sich in vielen Bereichen der Gesellschaft und sind auch an der Universität anzutreffen. Trans* und nicht-binäre Menschen sind auch an der Uni Diskriminierung ausgesetzt, die ihren Alltag erschweren und eine nicht hinnehmbare Belastung darstellen können. Diese Diskriminierungserfahrung kann beispielsweise zu einem verzögerten Studienverlauf oder sogar einem Studienabbruch führen.
Zum Abbau der Diskriminierungen (welche wir im Folgenden ausführen werden) wurde die Stelle „Projekt zur Unterstützung für trans* Studierende“, aktuell besetzt durch Né Fink Winter, 2017 ins Leben gerufen. Das Projekt wurde von ursprünglich fünf angesetzten auf zwei Jahre begrenzt und läuft Ende des Jahres 2019 aus. Da weiter Handlungsbedarf besteht, setzen wir uns weiterhin für den Erhalt und die Verstetigung dieser bundesweit einzigartigen Stelle ein.
Anerkennung des Namens und der geschlechtlichen Anrede
Wir fordern: eine unkomplizierte 1 Möglichkeit zur Änderung des Namens und des Geschlechts im Uni-weiten System.
Trans* Personen sollten das Recht haben mit dem von ihnen gewünschten Namen und den von ihnen gewünschten Pronomen angesprochen zu werden. Diese können sich von bei der Geburt zugeschriebenen Namen und dem Geschlecht unterscheiden. Eine Angleichung der amtlichen Unterlagen
über eine Namens- und Personenstandsänderung ist ein langwieriger und kostenintensiver Vorgang und aus diesem Grund nicht allen Menschen zugänglich.
Solange ein nicht korrekter Name im Uni-System vorhanden ist kann es immer wieder zu Zwangsoutings kommen. Dies betrifft IT-Systeme wie den Studierendenaccount, das StudIP, die E-Mail-Adresse, den Aufdruck auf dem Studierendenausweis und Anwesenheitslisten. 2
Sichere Toiletten und Umkleiden
Wir fordern: Geschlechtsneutrale Optionen für Toiletten und Umkleiden. Sichtschutzkabinen in Umkleiden und Duschen.
Äußere Zuschreibung von Geschlecht stimmen bei trans* und nicht-binären Personen oftmals nicht mit der eigenen Identität überein. Dies fällt besonders bei geschlechtergetrennten Räumen wie Umkleiden und Toiletten ins Gewicht. Dort laufen trans* und nicht-binäre Personen Gefahr hinausgeworfen, angestarrt oder verbal angegriffen zu werden. Aus diesem Grund sind viele Studierende, die von diesen Problemen betroffen sind dazu gezwungen, weit entfernte Toiletten zu benutzen oder die Nutzung von Toiletten grundsätzlich zu umgehen, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Ähnliche Problematiken finden sich im Umgang mit Umkleiden und Duschen. Aus diesem Grund sind auch die Räumlichkeiten und Veranstaltungen des Uni-Sports für trans und nicht-binäre Personen nicht uneingeschränkt zugänglich.
Durch die Etablierung geschlechtsneutralen Optionen und Einzelkabinen, hätten trans* und nicht-binäre Personen einen leichteren Zugang zu den Angeboten und mehr Sicherheit im Uni-Alltag.
Sensibilisierung und Fortbildung von Lehrenden, Studierenden und Verwaltung
Wir fordern: Transawareness, respektvollen Umgang und Weiterbildungen bei allen Menschen an der Uni.
Die Interaktion in den Seminaren und Vorlesungen macht einen Großteil des universitären Alltags aus. Lehrende haben in ihrer leitenden Funktion einen großen Einfluss auf die Geschehnisse in den Veranstaltungen und zudem eine
Vorbildfunktion für die Studierenden. Durch dieses Abhängigkeitsverhältnis ist besonders wichtig, die Dozierenden für Diskriminierungsverhältnisse zu
sensibilisieren. In einem Seminar besteht beispielsweise die Gefahr eines Outings durch die lehrenden Personen. Diese haben Zugriff auf Teilnahmelisten, auf denen die amtlichen Namen stehen, die viele trans* und nicht-binäre Studierende nicht im Alltag führen. Außerdem können transfeindliche Lehrinhalte durch eine nicht-Thematisierung (bspw. Pathologisierung oder Exotisierung), reproduziert werden.
Auch Verwaltungsmitarbeitende und andere Studierende können sich
diskriminierend gegenüber trans und nichtbinären Personen verhalten. Zum Beispiel durch ihre Reaktionen in geschlechtergetrennten Räumen wie Toiletten und Umkleiden oder durch Nicht-Anerkennung des Namens und der Anrede von trans* und nicht-binären Menschen.
Um für ein allgemeines transfreundliches Klima zu sorgen, ist daher Aufklärungsarbeit notwendig. Hierfür sollten Maßnahmen mit verschiedener Zugänglichkeit und Intensität zur Verfügung stehen, wie z.B. Plakate, Broschüren, Vorträge und Workshops.
Das Projekt zur Unterstützung trans* und nicht-binärer Studierender aktuell besetzt durch Né Fink leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung, da es
Sensibilisierungsangebote anbietet, Informationsmaterial zur Verfügung stellt und Beratungen für alle Universitätsangehörigen anbietet. Daher ist unerlässlich, dass das Projekt weiterhin bestehen bleibt.
Erhalt der Trans*beratung – Projekt zur Unterstützung trans* und nicht-binärer Studierender
Wir fordern: Erhalt, Ausbau und Verstetigung der Trans*beratung.
Da trans* und nicht-binäre Studierende in verschiedenen Bereichen der Uni auf Barrieren oder diskriminierendes Verhalten treffen können, braucht es Menschen, die trans* und nicht-binären Personen bei auftretenden Problemen individuell beraten und unterstützen können. Beispielsweise, wenn Lehrende sich weigern den richtigen Namen zu verwenden. Die Beratungsperson muss sich mit den Bedürfnissen und Perspektiven von trans* und nicht-binären Studierenden auskennen.
Um dies zu realisieren wurde das Projekt zur Unterstützung trans* und nicht-binärer Studierender erkämpft und somit eine peer-to-peer Beratung ermöglicht. Es gibt an den einzelnen Fakultäten der Universität zwar bereits Gleichstellungsbeauftragte, jedoch haben diese nicht die Kapazitäten, Ausbildung und Erfahrung für eine umfassende Beratungs- und Aufklärungsarbeit und arbeiten zu dem größtenteils ehrenamtlich.
Da das auf zwei Jahre befristete Projekt Ende 2019
ausläuft, fordern wir den Erhalt und den Ausbau der Stelle. Dieses Projekt ermöglicht nicht nur eine individuelle Unterstützung, sondern auch eine strukturelle Veränderung, da es eine Schnittstelle zwischen Studierenden und den Universitätsstrukturen bildet.
Umsetzung und Fazit
An diesen verschiedenen Problematiken muss neben der individuellen Hilfe bei Problemen auch strukturell gearbeitet werden, da es nicht nur das individuellen Verhalten von Menschen ist, sondern auch Strukturen die den Alltag von trans* und nicht-binären Menschen erschweren.
Die oben erwähnten Maßnahmen müssen zudem koordiniert und durchgeführt werden. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet derzeit Né Fink im Projekt zur Unterstützung von trans*Studierenden. Wir wollen die einzelnen Forderungen nicht hierarchisieren, jedoch besteht derzeit akuter Handlungsbedarf um den Erhalt des Projekts zur Unterstützung von trans* Studierenden an der Universität Göttingen.
Der Erhalt und die Weiterführung der Beratung für trans* und nicht-binären
Studierende ist essentiell, dringend und nicht verhandelbar, damit angefangene Projekte weitergeführt und auch in Zukunft die Unterstützung von trans* und nicht- binären Studierenden gesichert ist.
Wir fordern:
- Unkomplizierte Änderungen des Namens und Geschlechts im uniweiten System
- Campusweit sichere und geschlechtsneutrale Toiletten, Umkleiden und Duschen
- Sensibilisierung und Weiterbildung aller Universitätsangehörigen
- Erhalt, Ausbau und Verstetigung der Trans*beratung der Universität
Für alle aufgeführten Punkte insbesondere der Beratungsstelle muss die Universität Ressourcen bereitstellen, wenn sie das Ziel einer diversen und inklusiven Universität ernst nimmt und dafür sorgen will, dass Studierende in Ruhe studieren können.
1 Damit meinen wir eine Möglichkeit zur Änderung abseits von gerichtlichen Beschlüssen wie einer
Namensänderung über das TSG und anderen Gutachten.
2 Auch auf den Wahllisten für Fachschaften, StuPa und Senat werden die Namen aus der Studierendendatenbank geführt. Dies bedeutet, dass trans und nicht-binäre Studierende es schwerer haben sich in der politischen Mitbestimmung an der Uni einzubringen.